vor dem anfang – nach dem ende

49_1.jpg

English + German text is HERE.

2月10日金曜日から、sub-tle.がサウンドプロデュースした一連の”MIHOKO OGAKI”作品のエキシビジョンが始まります。

乳母車に続き、霊柩車(!)。

霊柩車の中に入って横たわるチャンスです。
そんなの2回できないから。

GALERIE VOSS/ Düsseldorf,Germany
エキシビジョン・オープニング
2006年2月10日 金曜日
19:00 〜
詳細は コチラ

sub-tle.からは、まだリリースしてないアルバムからのシングルと未発表のベルギーライブワークを
オープニングにのみ販売予定。
エキシビジョン期間中、ギャラリーにて購入できます。
49_3.jpg
vor dem anfang – nach dem ende # 1“ – eine Vision des Embryos –
↑同作品(2003年発表)の中の映像部分のみ、一部コチラからチェックできます。
↑u can check the parts of this movie (2003) from HERE.


:::::: EN ::::::

MIHOKO OGAKI
“vor dem anfang – nach dem ende”
SOUND PRODUCED BY sub-tle.

@GALERIE VOSS -> official site
10.02.2006 – 18.03.2006
Exhibition opening
10th February 2006
19:00 –

Art is magic, freed from the lie of being truth.
(Theodor W. Adorno)

“before the beginning – after the end # 1” – an embryo´s vision-
A video installation by Mihoko Ogaki

The works of Mihoko Ogaki deal with existential topics such as birth and death, thereby discussing philosophical issues of human life. Starting from scientific and evolutionism theory-based knowledge, Ogaki raises metaphysical, ontological and cosmic questions. Regarding the genesis of human life from a biological point of view, the embryo emerges from cell fusion and becomes a viable human being through cell division. All genetic information is individually determined within the DNA whose molecular consistency can be decoded by science in detail. Nonetheless, science has its limits. Questions such as “where do we come from and where are we going to?“ finally cannot be responded to in scientific terms.

Mihoko Ogaki scrutinises the origin of mankind in her installation “before the beginning – after the end # 1” – an embryo´s vision-. A baby carriage, draped with prismatic coloured pearls, is standing on a white cloud made of feathers and makes spheric sounds. As the observer looks into the carriage, he discovers a screen representing the embryo´s vision. The artist has scanned various drawings and made a film out of it with her computer. This brings us to Ogaki´s concept of prenatal perception: organic, cell-like formations float through visual space, reminding of microbiological organisms. The monotonous, computer-based sounds that seem to come from another world, impressingly underline the utopia of the image worlds. The harmony of sounds, images, material and colours makes us experience the contemplation of a dream world. Feathers are bedding the installation, symbolising softness, airiness and protection as well as eternity, since feathers outlast the death of its beings. Every single pearl is different, holding the rainbow´s colour spectrum. The artist has accurately assembled piece by piece to an entity. The multitude of the material, the images and the sounds forms the artwork. It leads us into transcendental fields of human life and urges us to ask for the things beyond the material world. The embryo´s vision is just as speculative as our imagination of life after death, which is preconditional to our belief in rebirth. Perishableness is sine qua non for becoming and emergence and determines the circulation and development of human life. Therefore, birth and death are no opposites for Mihoko Ogaki but form an entity.
Aspects of the non-explainable fascinate the artist who has dealt with facts and theories derived from natural sciences in detail. Thinking or feelings, such as joy, anger or mourning are based upon molecular connections. They may function microbiologically, yet they cannot be entirely explained. The multitude of things always sums up to an indivisible entity. The universe consists of endless numbers of elementary particles. Still, it constitutes a whole. “So in this double sense, everybody is the whole world, the microcosm finds both sides of it completely in itself. And what it thereby recognizes as its own nature is the very same that also makes up the nature of the whole world, the macrocosm.” (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Bd.I, § 29)

Mihoko Ogaki approaches the phenomena she brings up in her work analytically, coevally pointing out the impossibility to cover the world completely by means of science. Where science comes to an end, art turns into a medium asking existential questions whose aporetic is presupposed. Despite substantial progress in the field of prenatal research the embryo´s vision will never be decoded. A human’s thinking and feeling, the harmony of body and soul defies scientific explanation. The autonomy of art is freed from objective conclusions. That is why the world we live in can turn deeply and substantially into the centre of consideration. This is Mihoko Ogaki´s approach. In Adorno´s sense, her art raises questions without claiming to know the answers. The artist makes use of topics like birth and death in order to examine philosophical issues of life. In 2003, Mihoko Ogaki has presented her work at the 57. Bergische Kunstausstellung at Baden Museum, Solingen and was awarded the audience prize. This, beyond doubt, mirrors human´s need to profoundly deal with its own existence.

Gisela Elbracht-Iglhaut
Museum Baden, Solingen

:::::: DE ::::::

MIHOKO OGAKI Ausstellung
“vor dem anfang – nach dem ende”
TON > sub-tle.

@GALERIE VOSS
10.02.2006 – 18.03.2006
Ausstellungseröffnung
Freitag,den 10.Februar 2006
ab 19:00 Uhr

Kunst ist Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein.
(Theodor W. Adorno)

„vor dem anfang – nach dem ende # 1“ – eine Vision des Embryos –
über eine Videoinstallation von Mihoko Ogaki

Die Arbeiten Mihoko Ogakis beschäftigen sich mit existentiellen Themen wie Geburt und Tod und erörtern damit philosophische Themen menschlichen Lebens. Ausgehend von wissenschaftlichen und evolutionstheoretischen Kenntnissen nähert sich Ogaki metaphysischen, ontologischen und kosmologischen Grundfragen. Betrachtet man das Entstehen menschlichen Lebens biologisch, dann entsteht ein Embryo durch Zellverschmelzung und entwickelt sich durch Zellteilung zu einem lebensfähigen Menschen. Alle genetischen Informationen sind in der DNA individuell determiniert, deren molekulare Zusammensetzung wissenschaftlich detailliert aufgeschlüsselt werden kann. Dennoch stößt die Wissenschaft an ihre Grenzen und Fragen wie „Woher kommen und wohin gehen wir?“ lassen sich letztendlich nicht wissenschaftlich beantworten.
Mihoko Ogaki hinterfragt die Herkunft des Menschen in ihrer Installation „vor dem anfang – nach dem ende # 1“ – eine Vision des Embryos -. Ein aus regenbogenfarbenen Perlen bezogener Kinderwagen steht auf einer weißen Wolke aus Federn und gibt sphärische Klänge von sich. Wirft der Betrachter einen Blick in den Wagen entdeckt er einen Monitor, der die Vision des Embryos visualisiert. Die Künstlerin hat viele Zeichnungen eingescannt und am Computer zu einem Film verarbeitet, der uns Ogakis Vorstellungen pränataler Wahrnehmung nahe bringt. Organische zellartige Gebilde schweben durch den Bildraum und erinnern an mikrobiologische Kleinstlebewesen. Die monotonen Klänge, die am Computer komponiert wurden, ertönen wie aus einer anderen Welt und untermalen die Utopie der phantasievollen Bildwelten eindrucksvoll. Durch den Zusammenklang von Tönen, Bildern, Material und Farbe versetzt uns das Erlebnis der Betrachtung in eine Traumwelt. Federn betten die Installation ein und symbolisieren Weichheit, Leichtigkeit und Schutz, aber auch Ewigkeit, denn die Federn eines Lebewesens überdauern dessen Tod. Jede einzelne der Kugeln ist individuell verschieden und birgt den Farbkosmos eines Regenbogens in sich. Akkurat hat die Künstlerin Stück für Stück aufgefädelt und zu einem Ganzen zusammengesetzt. Aus der Vielheit des Materials, den Bildern und Klängen addiert sich das Kunstwerk, das uns metaphorisch in transzendentale Bereiche menschlichen Lebens führt und uns anhält nach den Dingen hinter der materiellen Welt zu fragen. Die Vision des Embryos ist ebenso spekulativ, wie unsere Vorstellung von einem Leben nach dem Tode, das den Glauben an eine Wiedergeburt voraussetzt. Vergänglichkeit ist die Voraussetzung für Werden und Entstehen und bestimmt den Kreislauf und die Entwicklung menschlichen Lebens. Geburt und Tod sind darum auch für Mihoko Ogaki keine Gegensätze, sondern bilden eine zusammengehörende Ganzheit.

Aspekte des Nichterklärbaren faszinieren die Künstlerin, die sich ausführlich mit den naturwissenschaftlichen Fakten und Theorien über menschliches Leben befasst hat. Phänomene wie Denken oder Gefühle wie Freude, Wut und Trauer basieren letztendlich auf molekularen Zusammenhängen, die mikrobiologisch funktionieren und dennoch nicht bis ins Detail zu erklären sind. Die Vielheit der Dinge summiert sich stets zu einer untrennbaren Einheit. Das Universum besteht aus unendlich vielen Elementarteilchen und bildet doch ein Ganzes: „ Jeder ist also in diesem doppelten Betracht die ganze Welt selbst, der Mikrokosmos, findet beide Seiten derselben ganz und vollständig in sich selbst. Und was er so als sein eigenes Wesen erkennt, dasselbe erschöpft auch das Wesen der ganzen Welt, des Makrokosmos.“ (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Bd.I, § 29)

Mihoko Ogaki nähert sich den Phänomenen die sie in ihren Arbeiten thematisiert analytisch und verweist zugleich auf die Unmöglichkeit, die Welt wissenschaftlich völlig zu erfassen. Wo die Wissenschaft an Grenzen stößt wird die Kunst zu einem Medium, das existentielle Fragen stellt, deren Aporetik vorausgesetzt wird. Trotz enormer Fortschritte im Bereich der pränatalen Forschung wird die „Vision des Embryos“ niemals entschlüsselt werden. Das Denken und Fühlen des Menschen, der Einklang von Körper und Geist entzieht sich der wissenschaftlichen Erklärung. Die Autonomie der Kunst ist befreit von der Forderung nach objektiver Erkenntnis und kann gerade deshalb die Welt in der wir leben tiefgehend und substantiell in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken. Hier liegt der Ansatz von Mihoko Ogaki, deren Kunst im Sinne Adornos Fragen stellt, ohne den Anspruch zu erheben Antworten zu kennen. Die Beschäftigung mit Themen wie Geburt und Tod dient der Künstlerin zur intensiven philosophischen Auseinandersetzung mit dem Leben. 2003 hat Mihoko Ogaki ihre Arbeit im Rahmen der 57. Bergischen Kunstausstellung im Museum Baden in Solingen präsentiert und dafür den Preis des Publikums erhalten. Hier spiegelt sich das Bedürfnis des Menschen, sich grundlegend und tiefgehend mit der eigenen Existenz auseinander zu setzen.

Gisela Elbracht-Iglhaut
Museum Baden, Solingen